Zukunftskonferenz 2022 – ein Zeichen der Sozialpartnerschaft in herausfordernden Zeiten

Gemeinsame Zukunftskonferenz vom Gesamtverband textil+mode und IG Metall in Frankfurt a. M.

08.06.2022

Spannende Vorträge, rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und eine ganze Reihe von Impulsen für die weitere Arbeit: Für die Organisatoren der gemeinsamen Zukunftskonferenz war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Am 12. Mai 2022 kamen die Tarifvertragsparteien der Textil- und Bekleidungsindustrie zusammen, um einen Blick auf die Entwicklungen in der Branche zu werfen. Themen wie der Fachkräftemangel, die Ausbildung in den Unternehmen sowie die Ausgestaltung von Tarifverträgen standen im Fokus der gemeinsam vom Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie sowie der IG Metall organisierten Veranstaltung.

 

„Die Energiepolitik und die Transformation stellen die Textil- und Modeindustrie vor große Herausforderungen. In Wandel liegen aber auch Chancen, denn Arbeitgeber und Arbeitnehmer können als starke Sozialpartner die Branche fit für die nächsten Jahre machen. Gemeinsam können wir den Wandel mitgestalten.“ Mit dieser Botschaft eröffnete Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, gemeinsam mit Miriam Bürger, Tarifsekretärin IG Metall Vorstand, die Konferenz.

 

Prof. Dr. Wolfgang Kleinebrink, Geschäftsführer der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände, stellte in seinem Vortrag die Textilakademie in Mönchengladbach und die Textilfabrik 7.0 vor. Ziel der Textilakademie ist es, den Nachwuchs an qualifiziertem Fachpersonal für die Zukunft der Branche sicherzustellen. Bereits heute ist sie hoch anerkannt in der Branche. Für eine große Aufmerksamkeit sorgt auch die Textilfabrik 7.0 in Mönchengladbach, die Standards setzen soll, wenn es um klimaneutrale Textilproduktion in Europa geht. Von NRW ging es nach Baden-Württemberg. Edina Brenner, Hauptgeschäftsführerin von Südwesttextil, gab einen Einblick in die Entstehung des Texoversums, das in Reutlingen zum europaweiten Leuchtturm für textile Ausbildung und Innovation werden soll. Seine Fertigstellung ist für Herbst 2022 geplant. Prof. Dr. Thomas Gries, Direktor des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen University, erläuterte im Anschluss die Herausforderungen und Chancen der Textilindustrie auf Basis erneuerbaren Kohlenstoffs und die textile Zeitenwende mit biobasierten Materialen.

 

Markus Biercher, Geschäftsführer Internationales der Bundesagentur für Arbeit, machte deutlich, dass die Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Dies sei vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung besonders erfreulich. Es brauche jedoch auch weiterhin Zuwanderung, um die Fachkräftelücke zu verringern. Dabei seien insbesondere drei Bereiche wichtig: der Spracherwerb, die gesellschaftliche und soziale Integration in Deutschland sowie der berufliche Anerkennungsprozess.

 

„Nachdem wir jahrelang einen rückläufigen Trend in der Branchentarifbindung beobachten konnten, blieben die Zahlen im Jahr 2021 stabil“, so kommentierte Susanne Kohaut, IAB-Forschungsbereichsleiterin, die Entwicklung der Zahlen zur Tarifbindung für das Jahr 2021. Tarifverträge sind damit mehrheitlich weiterhin maßgebend für die Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland. Für die Sozialpartner der Branche, die selbst Tarifverträge aushandeln, war dies ein gutes Signal. Sie stellten sich im Anschluss die Frage, was einen modernen Tarifvertrag ausmacht. Hierzu referierten Dr. Claudia Niewerth, Geschäftsführerin des Helex Institutes, sowie Sven Hille, Leiter des Fachbereichs Arbeitszeit und Vergütung beim Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, ifaa. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel. Moderne Tarifverträge bieten Unternehmen und Beschäftigten Möglichkeiten, auf veränderte Rahmenbedingungen wie zunehmende Digitalisierung, agile Arbeitsformen und gesellschaftliche Trends flexibel zu reagieren. Hier bieten sie Raum für betriebsindividuelle Lösungen.